Auch wenn Sie alles geben und sich bemühen, immer nett und rücksichtsvoll und hilfsbereit zu sein – nicht immer kommt das beim Kranken an, was Sie ihm geben wollen. Manchmal fliegen die Fetzen, Sie fühlen sich nicht respektiert, sind enttäuscht und traurig.
Darum geht`s heute in dieser Folge. Wie Sie den Krebskranken besser verstehen können und sich damit besser fühlen und mehr Ruhe in Ihren Alltag bekommen.
Missverständnisse im Krebs-Alltag
Mein damaliger Mann Micha war damals sehr „pflegeleicht“.
Er hat sich kaum beschwert, war äußerlich immer zufrieden.
Ich erinnere mich nur an eine Situation, wo er stinkig war.
Da hatte er schon seinen Schlaganfall gehabt, war halbseitig gelähmt und konnte sich nicht mehr richtig artikulieren.
Und er wollte eine rauchen.
Ich wollte das nicht und hab ihm keine gegeben.
Wegen der Gesundheit.
Voll Quatsch, wenn ich heute darüber nachdenke.
Denn es ging schon auf den Tod zu, was ich damals aber nicht gesehen habe.
Ich hab`s einfach nicht gesehen.
Konnte es nicht sehen.
Wollte es nicht sehen.
3 Gründe, warum Sie den Krebskranken nicht verstehen (können)
Micha konnte zu dem Zeitpunkt nicht mehr richtig denken und reden.
So haben wir natürlich aneinanender vorbei gedacht und geredet.
Es kann aber auch zu anderen Situationen in der Beziehung kommen, wenn Ihr Mann an Krebs erkrankt ist.
Vielleicht ist er grad in Behandlung ist und es geht ihm nicht gut.
Laut dem Kurs „Familiencoach Krebs“ der AOK (siehe Shownotes unten) gibt es im Wesentlichen drei Gründe für, wenn Sie sich nicht verstehen beziehungsweise Ihren Mann nicht verstehen.
(Männer zu verstehen, ist eh nicht leicht.
Aber in dieser Situation noch schwieriger.
Also seien Sie nachsichtig mit sich, wenn Sie es nicht gleich schaffen.)
Der Krebskranke wünscht sich etwas anderes
Manchmal passt die Art, wie Angehörige ihre Unterstützung und Fürsorge zeigen, nicht zu den Bedürfnissen der Betroffenen.
Praktische Unterstützung: Wahrscheinlich kaufen Sie für Ihren krebskranken Partner ein, machen ihm das Essen und begleiten ihn zu den Arztgesprächen.
Möchte Ihr Partner all das wirklich?
Oder gehen Sie davon aus, dass er es möchte, weil das Ihr Verständnis von Fürsorge ist?
Emotionale Unterstützung: Sprechen Sie über schwierige Themen?
Trauen Sie sich, über den Tod zu sprechen?
Über die Gefühle, die Sie und Ihr Partner haben?
Das ist oft schwer.
Ich hab es damals nicht geschafft.
Wenn Sie selbst diese Themen nicht anzusprechen können, lohnt es sich, sich Unterstützung bei einem Hospitzverein zu suchen.
Die Mitarbeiter können solche Gespräche übernehmen und so Entlastung für den Krebskranken bieten.
Krankheitsentstehung: Manchmal haben Angehörige und Betroffene unterschiedliche Vorstellungen über die Ursachen des Krebs. Je nachdem, wie Sie sich den Krebs erklären, kann das zu einem sehr unterschiedlichen Umgang mit der Erkrankung führen.
Bewältigungsstrategie: Vielleicht finden Sie als Angehörige es nicht gut, wie die Betroffenen mit der emotionalen Belastung der Erkrankung umgehen.
Das Thema Krebs wird vermieden oder die Krebskranken ziehen sich mit ihren Gefühlen zurück.
So war das bei mir und Micha.
Wir haben nie wirklich über die Krankheit gesprochen, sondern nur an der Oberfläche gekratzt.
Den Krebskranken besser verstehen: Das können Sie tun
Wenn Sie Ihren krebskranken Partner besser verstehen möchten, gebe ich Ihnen heute vier Fragen an die Hand.
- Wie fühlen Sie sich? Erzählen Sie ihm davon. Das gibt Ihrem Mann die Möglichkeit, sich zu öffnen, wenn er möchte. Wenn er nicht möchte, ist das auch okay.
- Was möchte Ihr Partner am liebsten? Fragen Sie ihn das. Erhalten Sie eine Antwort, setzen Sie es um. Micha hätte rückblickend seine Zigarette bekommen können; zumindest für einen Moment hätte ihn das glücklich gemacht.
- Ist es zu viel oder zu wenig Hilfe? Ich weiß, Sie geben Ihr Bestes. Aber vielleicht ist Ihr Bestes nicht das, was Ihr Mann gerade braucht. Vielleicht ist es viel zu viel. Oder zu wenig. Fragen Sie ihn.
- Vielleicht können Sie nicht helfen – bieten Sie andere Lösungen an. Wenn Sie eine Antwort bekommen, mit der Sie nichts anfangen können, denken Sie kreativ. Fragen Sie im Bekanntenkreis, ob jemand helfen kann. Vielleicht kennt jemand jemanden. Oft finden sich Lösungen, an die Sie vorher nicht gedacht haben.
Gehen Sie es langsam an.
Sie müssen nicht von heute auf morgen alles ändern.
Ich hoffe, dass Ihnen die Tipps helfen, ein bisschen mehr Ruhe in Ihren Alltag mit dem Krebs bringen.
Ihre Linda Benninghoff
Hier können Sie die siebte Folge anhören, wie Sie Ihren krebskranken Mann besser verstehen:
Shownotes:
Kostenloser Kurs bei der AOK: Online Selbsthilfe Programm
Infos zu meiner psychoonkologischen Begleitung für Angehörige online oder in Emden
Buchen Sie hier Ihren Termin zum kostenfreien Kennenlerntermin: bookme./lindabenninghoff
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